Grand Slam Skandale

Die vier Grand Slam Turniere sind die Höhepunkte jeder Tennissaison. Neben großen Triumphen und spektakulärem Sport kommt es dabei auch immer wieder zu Negativ-Schlagzeilen. Von John McEnroe bis Novak Djokovic – wir werfen einen Blick auf zehn Grand Slam Skandale, die Geschichte schrieben.

Grand Slam Eklats – unsere Top 10

Wimbledon 1981: McEnroe platzt der Kragen

John McEnroe spielt auf der ATP Champions Tour
Wikimedia, Edwin Martinez (CC BY 2.0)

John McEnroe war während seiner Karriere nie für besondere Ruhe bekannt. Kaum ein Spieler zeigte seine Emotionen am Platz so wie der US-Amerikaner. Der Gipfel kam in der Auftaktrunde von Wimbledon 1981. Gegen Landsmann Tom Gullikson brannten dem damals 22-jährigen die Sicherungen durch. Mehrmals beschimpfte er den Schiedsrichter und nannte ihn u.a. den „den Abschaum der Welt“. Als ein Ball McEnroes Aus gegeben wurde, folgte der wohl berühmteste Satz des US-Amerikaners. „You cannot be serious (das kann nicht dein Ernst sein)“, warf Jimmy Mac dem Umpire völlig außer sich an den Kopf. Der siebenmalige Major-Sieger entging einer Disqualifikation nur knapp. Zwei Wochen und eine saftige Geldstrafe später holte sich McEnroe dann sogar seinen ersten Grand Slam-Titel.

Wimbledon 1995:  Tarangos legendärer Abgang

Auch Jeff Tarango war in seiner aktiven Zeit nicht unbedingt als kühler Kopf bekannt. 1995 in Wimbledon eskalierte der Heißsporn in der dritten Runde völlig. Nach einer vermeintlichen Fehlentscheidung des Schiedsrichters verließ Tarango erzürnt den Platz. Statt wieder zurückzukehren, gab der US-Amerikaner das Match gegen Alexander Mronz somit verloren. Zu allem Überfluss verpasste seine Ehefrau dem Unparteiischen noch zwei Ohrfeigen. Die Folge: Sperre für zwei Grand Slam Turniere und Wimbledon 1996. Tarango schien seine Lektion gelernt zu haben. Nach dem „Abgang“ wurde der damals 27-jährige auf dem Court nicht mehr auffällig.

🎾 Tennis Quoten 🎾

French Open 1999: Hingis‘ Zusammenbruch

Martina Hingis
Wikimedia, si.robi (CC BY-SA 2.0)

Das Finale der French Open 1999 war der Kampf der Generationen. Auf der einen Seite die junge Martina Hingis, auf der anderen Superstar Steffi Graf. Die Schweizerin schickte sich an, ihre Konkurrentin in die Rente zu schicken. Bereits im Vorfeld sendete Hingis verbale Giftpfeile an die zwölf Jahre ältere Deutsche. Im Match selbst behielt die damals 18-jährige dann anfangs die Oberhand. Beim Stand von 6:4, 2:0 verlor die Teenagerin aber die Nerven. Nachdem ein Vorhand-Return Aus gegeben wurde, kontrolliere Hingis selbst den Abdruck des Balles auf Grafs Spielfeldseite – ein No-Go im Tennis. Danach hatte die Schweizerin sowohl die Schiedsrichterin, als auch das Publikum gegen sich. Einige Verwarnungen und Tränen später stand dann nicht Hingis, sondern Graf als Siegerin fest. Es war der letzte Major-Erfolg für die deutsche Legende. Hingis erholte sich nie wieder von ihrem Zusammenbruch und konnte kein Grand Slam Event mehr gewinnen.

Wimbledon 1999: Beckers Seitensprung

Trainer Boris Becker
Wikimedia, Lesekreis (CC0)

Einen Skandal der etwas anderen Sorte lieferte Boris Becker 1999 in Wimbledon. Im Achtelfinale des Klassikers unterlag der damals 31-jährige deutlich gegen Patrick Rafter. Dennoch war ihm nach dem letzten Match seiner großen Karriere nach Feiern zumute. Entgegen der Empfehlungen seiner Frau und Mutter ließ es „Bobbele“ dann auch ordentlich krachen. Wenig später wurde bekannt: Becker hatte sich auf der Toilette eines Nachtklubs mit einer anderen Frau vergnügt. Die Story schlug hohe Wellen, wenig später war die Ehe mit Barbara beendet. Der Seitensprung brachte für Becker aber auch etwas Positives: Tochter Anna. Heute gilt das Verhältnis zu beiden als sehr gut.

French Open 2000: Koubeks Schlägerwurf

In der zweiten Runde der French Open 2000 traf Stefan Koubek auf Attila Savolt. Das Match rückte aber nicht aufgrund der sportlichen Leistung in den Fokus. Der Österreicher verlor im vierten Satz völlig die Nerven. Mit der drohenden Niederlage vor Augen platzte Koubek der Kragen. Nach einem Punktverlust warf der damals 23-jährige frustriert seinen Schläger weg. Pech für Koubek: das Racket traf genau einen Balljungen. Der Zehnjährige wurde glücklicherweise nicht verletzt, der Übeltäter aber disqualifiziert. Es blieb nicht der einzige Ausraster Koubeks: einige Jahre später würgte er in der österreichischen Meisterschaft Daniel Köllerer.

Wimbledon 2007: Drogendrama um Hingis

Acht Jahre nach ihrem Eklat in Paris sorgte Martina Hingis erneut für Negativ-Schlagzeilen auf der WTA Tour. In Wimbledon 2007 wurde die Schweizerin positiv auf Kokain getestet. Obwohl die ehemalige Grand Slam-Siegerin alle Vorwürfe bestritt, führte das Ergebnis zu einer zweijährigen Sperre. Hingis kam dem allerdings zuvor und verkündete das Ende ihrer Karriere. Später gab sie allerdings noch einmal ein Comeback, das diesmal ohne Zwischenfälle verlief. Bis heute beteuert Hingis, niemals Drogen konsumiert zu haben. Eine Erklärung für den positiven Test von Wimbledon gibt es aber nach wie vor nicht.

US Open 2009: Williams verliert die Nerven

Serena Williams gewann die US Open 2014 zum 6. Mal
Wikimedia, Edwin Martinez (CC BY 2.0)

Auch Superstar Serena Williams hat ihre Nerven nicht immer im Zaum. Besonders eklatant war dies bei den US Open 2009. Im Halbfinale lief es für die US-Amerikanerin nicht nach Wunsch. Gegen die spätere Siegerin Kim Clijsters stand Williams bereits am Rande einer Niederlage. Ein umstrittener Call nach einem Fußfehler ließ das Fass für die 23-fache Major-Siegerin dann überlaufen. Williams ließ sich zu einer wüsten Beschimpfung gegenüber einer Linienrichterin hinreißen. Das Verhalten blieb nicht ohne Folgen. Die Lokalmatadorin wurde mit einer Punktstrafe belegt, welche die Niederlage engdültig besiegelte. Zudem musste Williams eine Geldstrafe von 117.000€ berappen. Einer Sperre entging die damals 27-jährige nur knapp. 2018 ließ sich die US-Amerikanerin allerdings zu einem erneuten Ausraster hinreißen (Tennis Wetten hat berichtet).

US Open 2020: Djokovic‘ folgenschwerer Schlag

Novak Djokovic war der große Favorit bei den US Open 2020. Der Serbe könne sich nur selbst schlagen, hieß es im Vorfeld. Und so kam es tatsächlich. Im Achtelfinale verlor der Superstar gegen Pablo Carreno Busta die Nerven. Nach einem verpassten Satzball schlug der Serbe den Ball mit dem Schläger weg. Ein vermeintlich harmloser Hit mit schwerwiegenden Folgen: Djokovic traf eine Linienrichtern am Hals. Die Betroffene ging sofort zu Boden und musste minutenlang behandelt werden. Obwohl sich der „Djoker“ sofort entschuldigte, war die Entscheidung klar: Disqualifikation für den damals 33-jährigen. Der Traum vom Titel war damit überraschend früh geplatzt.

French Open 2021: Erschütternder Wettskandal

Die French Open 2021 brachten einen Schock. Während des Turniers wurde die Russin Jana Sisikowa festgenommen. Der Grund: ein verdächtiges Match bei der vorangegangenen Auflage in Roland Garros. Im Doppel hatte die damals 26-jährige mit ihrer Partnerin Madison Brengle in Runde eins verloren. Auffällig war beim 6:7, 4:6 vor allem ein kurioser Doppelfehler Sisikowas. Bereit unmittelbar nach dem Spiel wurden aufgrund hoher Wetteinsätze Ermittlungen gestartet. Bis heute wurde die Russin noch nicht angeklagt, Untersuchungen wegen Wettbetrug und aktiver sowie passiver Korruption sind aber nach wie am Laufen.

Australian Open 2022: Die Impfcausa Djokovic

Novak Djokovic
Wikimedia, Yann Caradec (CC BY-SA 2.0)

Darf er Antreten oder nicht? Die Impcausa um Novak Djokovic spaltete die Gemüter. Schon vor Turnierbeginn wurde die größte Story der Australian Open 2022 geschrieben. Der ungeimpfte Topstar versuchte alles, um das Reglement zu umgehen. Nur Spielerinnen und Spieler mit Corona-Impfung waren in Melbourne zugelassen. Zunächst erhielt Djokovic allerdings eine Ausnahmegenehmigung und durfte nach Australien einreisen. Nach einigen Protesten wurde das Urteil aber revidiert. Der Serbe gab nicht auf, legte einen positiven Coronatest vom Dezember vor. Der Haken: Djokovic war am Tag nach der angeblichen Probe bei einem Medientermin in Belgrad zu sehen. Nach langem Hin und Her bestätigte die Regierung den Entzug des Visums für den Superstar. Der „Djoker“ musste damit von zuhause aus zusehen, wie sich Rafael Nadal den Grand Slam Rekord mit 21 Titeln holte.