US Open 2020: Thiem vs. Zverev

Deutschland und Österreich verbindet eine besondere sportliche Rivalität. Diese gipfelte am 14. September 2020 in einem historischen Moment: erstmals gab es ein deutsch-österreichisches Finale bei einem der vier Grand Slam Turniere. Dominic Thiem und Alexander Zverev, privat gut befreundet, matchten sich in New York um den Titel. Alle Infos und Hintergründe zum epischen Fünfsatz-Krimi erfährt ihr bei Tennis Wetten.

Die Ausgangslage

Dominic Thiem Roland Garros 2018
si.robi [CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)]

Dominic Thiem galt schon lange als legitimer Nachfolger  von Thomas Muster. Im Schatten der „Big Three“ Rafael Nadal, Roger Federer und Novak Djokovic wurde der Österreicher von Jahr zu Jahr stärker. Als Anführer der „NextGen“ im Profitennis war die Erwartungshaltung bei Thiem groß. Bereits 2018 und 2019 hatte der Niederösterreicher bei den French Open das Finale erreicht, musste sich aber jeweils Nadal geschlagen geben. 2020 sollte dann endlich der große Coup folgen. Bei den Australian Open zog Thiem erneut ins Endspiel ein. Nach einer 2:0-Satzführung unterlag er aber Djokovic schussendlich knapp. Nicht wenige waren der Meinung: in den entscheidenden Momenten fehlt dem Lichtenwörther der Killerinstinkt für den ganz großen Titel.

Ähnlich war auch die bisherige Karriere von Alexander Zverev bis zum US Open Finale verlaufen. Schon früh galt der Hamburger als Riesentalent und schlug auch auf der ATP Tour wie ein Komet ein. Bei Masters-Turnieren und den ATP Finals konnte Zverev bereits einige Titel einfahren, bei Majors wollte es aber nicht so recht klappen. Dem Deutschen wurde schon ein „Grand Slam Fluch“ nachgesagt – bis zum Finaleinzug in New York war er nie über das Achtelfinale hinausgekommen.

Verrückte Corona-Saison

Bis zu den US Open war die Saison sehr ungewöhnlich verlaufen. Der Beginn der Corona-Pandemie stoppte den Tenniszirkus im März des Jahres jäh. Bis Ende August wurden alle Turniere abgesagt. Bis dahin hatte Thiem das Finale in Melbourne erreicht, war aber noch ohne Titel geblieben. Erst eine Woche vor Beginn der US Open nahm die Tour den Spielbetrieb wieder auf. Bei den Western & Southern Open scheiterte der Österreicher schon in Runde zwei, weshalb im Vorfeld des Grand Slams Fragezeichen über seine Form im Raum standen.

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Einen schlechten Start hatte Alexander Zverev in die Saison erwischt. Nach der Enttäuschung in Australien gelangen dem Hamburger auch bis zum Abbruch keine erfolgreichen Resultate. Nach der Pause musste sich auch Zverev bei den Western & Southern Open schon in Runde zwei verabschieden. Dementsprechend gehörte auch der Deutsche im Schatten von Superstar Novak Djokovic nicht zu den ganz großen Favoriten.

Der Weg ins Finale

Thiem startete erfolgreich ins Turnier. Gegen Jaume Munar und Sumit Nagal kam der Österreicher nie in Bedrängnis. In Runde drei folgte der erste Härtetest: Ex-New York Sieger Marin Cilic verlangte Thiem viel ab, in vier Sätzen behielt der „Dominator“ aber die Oberhand. Gegen die Youngsters Felix Auger-Aliassime und Alex de Minaur präsentierte sich Österreichs Nummer 1 dann wieder extrem souverän. Im Halbfinale galt Danill Medvedev als möglicher Stolperstein. Der Russe bot Thiem einen harten Kampf, schlussendlich zog aber der damals 27-jährige zum zweiten Mal en suite in ein Major-Finale ein.

Zverev US Open

Sascha Zverev hatte einen deutlich beschwerlicheren Weg ins Endspiel. Schon Auftaktgegner Kevin Anderson verlangte dem Deutschen alles ab. Auch in der Folge musste Zverev zumindest einen Satz abgeben, erst im Achtelfinale gelang gegen Alejandro Davidovich Fokina ein Dreisatzerfolg. Im Halbfinale folgte ein wahrer Kraftakt: nach 0:2-Satzrückstand drehte Zverev gegen Pablo Carreno Busta das Match und erreichte erstmals ein Grand Slam Finale. Aufgrund des doch deutlich strapaziöseren Wegs galt im Vorfeld allerdings Thiem als leichter Favorit.

Mit Kraftakt zum Titel

Bei heißen Bedingungen in Flushing Meadows war beiden Spielern die Nervosität von Beginn an anzusehen. Anfangs bekamen die Zuschauer kein großes Tennis geboten, besonders Thiem hatte Probleme. Der erste Satz war von Fehlern des Österreichers geprägt, am Ende hieß es 6:2 für Zverev. Auch im zweiten Set schien kaum Besserung einzutreten. Wieder überraschte Thiem mit ungewohnten Patzern, die sein deutscher Gegenüber eiskalt ausnutzen konnte. Mit dem 6:4 machte Zverev einen großen Schritt Richtung Titel.

Im Anschluss bewies Thiem aber seine mentale Stärke. Statt aufzugeben, kämpfte sich der Niederösterreicher zurück und holte sich mit 6:4 den dritten Satz. Nun war es plötzlich Zverev, der den Faden zu seinem Spiel verlor. Im vierten Set kam Thiem immer besser ins Match und erzwang mit 6:3 den Entscheidungssatz. Dort gab es dann Dramatik pur: das Spiel ging ins Tie-Break, wo sich Österreichs Star verletzte. Humpelnd und unter Schmerzen setzte Thiem aber einen unglaublichen Kraftakt und verwertete beim Stand von 7:6 den Matchball zum Titel.

Mit dem ersten und bisher einzigen Grand Slam-Titel seiner Karriere schrieb Thiem österreichische Sportgeschichte. Als zweiter Spieler auf der ATP Tour nach Thomas Muster konnte der damals 27-jährige ein Major-Turnier für sich entscheiden. Zudem wurde die unglaubliche Serie der „Big Three“ beendet, die zuvor 13 Grand Slams in Folge gewonnen hatten. Die Schlacht zwischen Thiem und Zverev setzte den Startschuss für eine neue deutsch-österreichische Tennisrivalität.